Warum verdirbt uns eine kleine Bemerkung so schnell die gute Laune? Wieso erleben wir ein kritisches Wort so viel stärker als ein nettes Kompliment und wieso ist uns nach einem Streit noch Tage danach unwohl. Negative Gedanken im Überfluss. In diesem Beitrag erfährst Du warum das so ist!
In diesem Beitrag möchte ich mit Dir eine der grundlegendsten Erkenntnisse aus meiner bisherigen Arbeit teilen: einem Phänomen, das Dich und Mich täglich vor große Herausforderungen stellt. Ich würde es sogar als den Ursprung aller unserer Probleme bezeichnen und in der Hirnforschung habe ich dafür die Antwort gefunden.
Stell Dir dazu folgendes vor: es ist Freitag Nachmittag Du bist mit Deinen Freunden unterwegs. Ihr unterhaltet euch prächtig und es wird viel gelacht. Du fühlst Dich so richtig wohl, bis einer Deiner Freunde eine unachtsame Bemerkung macht und Dich kritisiert. Auf dem nach Hause weg verursacht eine Baustelle einen Stau. Um die Zeit zu nützen nimmst Du Dein Handy zur Hand und entdeckst eine Mail Deines Chefs. Du darfst am Montag Vormittag eine Präsentation abhalten. Du bist genervt und ärgerst Dich. Du denkst Dir, was für ein Tag…
Warum haben wir negative Gedanken
Mit Sicherheit ging es Dir auch schon mal so, hast Kritik einstecken müssen, dein Chef deckt Dich mit Arbeit zu, manchmal reicht auch schon ein Stau wenn man in Eile ist oder wenn Dein Lieblingsitaliener plötzlich Ruhetag hat. Solche Dinge passieren jedem von uns und vermiesen uns den Tag.
Wenn Dich nun am Ende des Tages jemand fragen würde „Wie war Dein Tag…“ was würde Dir als erstes einfallen? Wohl eher etwas, worüber Du Dich geärgert oder gekränkt hast… Und damit bist Du nicht allein. Negative Gedanken im Überfluss hat fast jeder von uns.
Tatsache ist, wir alle erleben Negatives viel stärker und auch länger als Positives. Und das, obwohl in unserem Leben das Positive zumeist weit überwiegt. Wir leben in einem der reichsten Länder, kein Krieg zerstört unser Häuser und haben so viel zu essen, dass manche schon wieder freiwillig verzichten. Alleine das wäre schon einen Freudentanz wert. Warum also aber verdirbt uns eine kritische Bemerkung an einem sonst so netten Nachmittag total die gute Laune? Wieso nervt ein neues Projekt wo wir doch eigentlich stolz sein könnten, dafür ausgewählt worden zu sein. Weshalb regen wir uns fürchterlich über einen Stau auf, wo wir doch ohnehin nichts daran ändern können und Wieso erleben wir ein kritisches Wort so viel stärker als 5 Komplimente zusammen. Rational gesehen, völlig irrational.
Hier kommt die Erklärung:
Der Grund für dieses starke Negativ-Empfinden liegt tief in unserem Gehirn verborgen, um genau zu sein in der Amygdala, dem Mandelkern der Teil des limbischen Systems ist. In grauer Vorzeit, vor mehreren 2,8 Millionen Jahren wurden wir Menschen dort mit einer Überlebenssoftware ausgestattet. Diese Software stellt sicher, dass unser Leben um jeden Preis geschützt wird und wir uns alles Bedrohliche und damit Unangenehme ganz besonders gut merken.
Denn eine Höhle mit einer gefährlichen Braunbärenmama war einfach überlebenstechnisch viel wichtiger als die wunderschöne Blumenwiese davor. Daher zwingt uns unser Gehirn noch heute, vermeintlich Bedrohliches viel stärker zu bewerten und auch zu empfinden als Dinge, die gut laufen. Und wir sollen sie uns auch noch gut merken!
Deshalb schmerzt Kritik 3 bis 4 Mal stärker als uns Lob Freude macht. Und deshalb trifft uns ein böses Wort so viel härter als ein Kompliment, das meist nach wenigen Sekunden vergessen ist. Selbst wenn wir das eigentlich gar nicht wollen, doch unser Gehirn zeigt uns – fürsorglich wie es ist, die schlechten Karten zuerst und macht sie auch noch viel grösser als sie sind!
Stellen wir uns nur vor, es wäre umgekehrt! Wir würden uns gleich die guten Karten ganz oben auf den Stapel legen, das Lob als viel wichtigere Reaktion einstufen und der Kritik weniger Beachtung schenken, wir könnten zuerst an die schöne neue Straße denken, bevor uns der Stau zu nerven beginnt oder wir wären einfach total glücklich, überhaupt im Job gebraucht zu werden, unsere Freunde und Familie gesund und in Sicherheit sind. wir ein Dach über dem Kopf haben mit einem vollen Kühlschrank und einer gemütlichen Couch. Wie viel positiver, einfacher, erfolgreicher und gleichzeitig entspannter wäre unser Leben plötzlich? Welche Probleme hätten wir dann noch?
Glücklicherweise sind wir unseren Gedanken nicht völlig ausgeliefert. Alleine, diesen Negativ-Mechanismus unseres Gehirns zu verstehen, hat schon vieles in meiner Wahrnehmung verändert. Unser Gehirn meint es ja grundsätzlich gut mit uns. Nur mittlerweile wirklich zu gut und braucht ein Update
Was kannst Du nun tun, um aus diesem Negativ-Magneten auszubrechen:
- Wie wir gerade gehört haben: Dein Gehirn bewertet evolutionsbedingt Negatives viel stärker – jetzt wo Du darüber Bescheid weißt, liegt es in Deiner Macht, wie lange Du diesen Gedanken in Zukunft aufhältst. Denn nun weißt Du, es ist nur Deine Überlebenssoftware, die es übertreibt. Die Realität sieht anders aus, Du musst nur genauer hinsehen!
- Verändere Deinen Fokus. Es gibt in jeder Situation so viel Positives zu entdecken. Konzentriere Dich ab Jetzt darauf. Und wie eine Freundin mal so schön gesagt hat: Es wächst auf jedem Misthaufen ein Veilchen. Mit der Zeit wird es ganz normal für Dich, den Fokus selbst zu lenken und Dich auf das Gute zu konzentrieren.
- Sei geduldig und nicht zu streng mit Dir, wenn es einmal weniger gut klappt. Wenn Du nur 10% schaffst, macht das schon einen großen Unterschied und motiviert Dich für mehr. Stell Dir vor, es ist als ob Du von nun an mit der anderen Hand schreiben wollen würdest, es braucht seine Zeit, aber es wird Dir immer besser gelingen!
Challenge gefällig?
Versuche für die nächsten 10 Tage Deine Gedanken nur zu beobachten. Wieviel Gutes und wieviel weniger Gutes erlebst Du? Wo bleiben Deine Gedanken hängen? Und was passiert dabei mit Dir? Ich verspreche Dir, alleine diese Übung wird so einiges bei Dir bewirken.
Ich freue mich, wenn Du mitmachst und Du Deine Erfahrungen in den Kommentaren teilst.
15 Antworten
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